Freitag Abend in der Theatergemeinde
„Da steht einer!“ heißt es am 16.11.2018. Petra Kalkutschke & Matthias Höhn werden Texte von Kurt Schwitters vortragen. Heitere Dichtung, Dialoge, Absurditäten, Gedichte, Lieder und viel Musik auf acht Instrumenten, aus der immer noch verrückten Dada-Welt von Kurt Schwitters. Anfang der 1920er Jahre war Kurt Schwitters (1887 in Hannover; †1948 in Kendal, England) der Mit-Erfinder der Kunstform „Dada“, welche „die richtige Antwort auf die Zumutungen der Welt hatte“. Mit ihrem Programm „Da steht einer“ stellt Petra Kalkutschke Beiträge von Schwitters vor, die auch in der heutigen Zeit aktuell erscheinen. Hierzu gehört z. B. die kaum bekannte und skurrile Kurzgeschichte „Frau Rath mit dem Tüt“ – herrlich schräg, lustig und sinnvoll! Petra Kalkutschke wird textlich unterstützt und musikalisch begleitet von dem Bonner Multi-Instrumentalisten Matthias Höhn, der mit diversen Instrumente die passenden Töne spielt. Petra Kalkutschke (1961, 1988 ausgezeichnet als beste Nachwuchsschauspielerin Hessens) war langjähriges Mitglied im Bonner Schauspiel-Ensemble unter Manfred Beilharz und ist derzeit frei für das Fernsehen und auf der Bühne tätig.
Zum Vergleichen zwei Bernhards hintereinander:
Am 23.11.2018, um 19.30 Uhr, werden Birte Schrein und Severin von Hoensbroech ihre Thomas-Bernhard-Revue „Goethe schtirbt – Bernhard lacht!“ vorstellen. Der Rahmen des Abends sind die Interviews, die André Müller mit Thomas Bernhardt geführt hat. Darum herum sind verschiedene Texte Bernhardts arrangiert. Ausschnitte aus Theaterstücken, Grotesken, diverse Blödeleien und die wunderbare Erzählung über den sterbenden Goethe und den Streit seiner Epigonen über seine letzten Worte: “Mehr nicht!” oder “Mehr Licht!”? Und als Zugabe die Erzählung über die Verleihung des Bremer Literaturpreises, über die man zunächst lacht und dann erschrickt. Dieser Abend ist ein Genuss für den Bernhard-Kenner und für den, der es werden möchte.
Am 30.11.2018, um 19.30 Uhr, heißt es: „Noch’n Bernhard“. Rolf Mautz und Kalle Kubik werden in einer Lesung nicht nur den großen Schriftsteller, sondern auch den großartigen Städte-Beschimpfer Thomas Bernhard vorstellen („Gibt es denn in Augsburg überhaupt einen Arzt, einen Rheumaspezialisten, in diesem muffigen, verabscheuungswürdigen Nest, dieser Lechkloake?“ – „In Trier ist die Intelligenz NICHT zuhause …“ – „Und die Wahrheit ist, dass ich nur im Auto sitzend zwischen dem einen Ort, den ich gerade verlassen, und dem anderen, auf den ich zufahre, glücklich bin, nur im Auto und auf der Fahrt bin ich glücklich, ich bin der unglücklichste Ankommer, den man sich vorstellen kann, gleich, wo ich ankomme, komme ich an, bin ich unglücklich. Ich gehöre zu den Menschen, die im Grunde keinen Ort der Welt aushalten und die nur glücklich sind zwischen den Orten, von denen sie weg und auf die sie zufahren“) Darüber hinaus lesen Mautz und Kubik Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und Siegfried Unseld. – Lachen garantiert!
Am 07.12.2018, um 19.30 Uhr, werden Ulrike Purschke, Kalle Kubik und der Pianist Hubertus Toelle unter dem Titel „Sprich leise, wenn du Liebe sagst“ einen musikalischen Abend inklusive Briefwechseln zwischen Lotte Lenya und Kurt Weill präsentieren. Eine Delikatesse, nicht nur für Liebhaber der „Dreigroschenoper“. "Sie hat mich geheiratet, weil sie gern das Gruseln lernen wollte, und sie behauptet, dieser Wunsch sei ihr in ausreichendem Maße in Erfüllung gegangen. Meine Frau heißt Lotte Lenya." Kurt Weill, der Lotte Lenya gleich zweimal heiratete, ist der große Komponist zwischen Brecht und Broadway, Lotte Lenya die Frau, für die er seine Lieder schreibt und die ihnen Gesicht und Stimme verleiht. Lotte Lenya, 1898 in einfachen Verhältnissen in Wien geboren, und Kurt Weill, 1900 in Dessau als Sohn eines jüdischen Kantors zur Welt gekommen, begegneten sich 1924 und verliebten sich sofort ineinander. Es war der Beginn einer turbulenten Beziehung: Besessenheit, tiefe Freundschaft, Trennung, Heirat, Scheidung, Neuanfänge. In dieser wilden Beziehung riss das Band zwischen Lotte Lenya und Kurt Weill nie ab. Sie war für ihn Lebenselixier und die Stimme seiner Kompositionen. Er war für sie Inspiration, vielleicht auch ein Stück der liebende Vater, den sie nie hatte. 1935 floh das Paar vor den Nazis in die USA. Der persönliche Neuanfang war auch ein künstlerischer. In den folgenden Jahren prägte Kurt Weill in New York das Broadway-Musical entscheidend mit. Es entstanden Glanzstücke wie "Knickerbocker Holiday", "Street Scene" und "Lost in the Stars". Mit "Mackie Messer", der "Dreigroschenoper", "Seeräuber Jenny" und "Speak low" hat Weill unvergessene Klassiker geschaffen.
Da der Vortrag von Professor Dr. Norbert Oellers verschoben werden musste, wird am 14.12.2018, um 19.30 Uhr, wegen des großen Erfolges im „Mercato“ noch einmal der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Hans Werner Henze „Briefe einer Freundschaft“ wiederholt. Es lesen: Christiane Lemm und Kalle Kubik. Im Herbst 1952 begegnen sich Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann zum ersten Mal. Der aufstrebende Komponist erkennt rasch eine Seelenverwandtschaft in der jungen Lyrikerin, die mit Worten sagen kann, was er mit seiner Musik ausdrücken will. Ein Briefwechsel entsteht, der über zwei Jahrzehnte anhalten sollte. Geprägt ist er von Pathos, Überschwang und bald auch von Verzweiflung. Alle Freude und Trauer sind unmittelbar spürbar in den Briefen, die vom Hass auf Nazideutschland sprechen, von der Flucht in den Süden, vom Leben in Italien und von der schwierigen Beziehung zwischen der eigenen Arbeit und der Liebe. - Ein Ereignis!!
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